Oft wird der Kettlebell Swing als die „perfekte” Übung bezeichnet – und das aus gutem Grund. Mit nur einer Kettlebell und wenig Platz kannst du in nur zehn Minuten deinen ganzen Körper fordern.
Das Beste daran: Der Swing ist extrem vielseitig. Er baut Kraft und Power auf, verbessert die Ausdauer und sorgt für eine stabile Körperhaltung. Kein Wunder also, dass der Swing für Athleten auf jedem Level ein absolutes Muss ist, wenn sie das Maximum aus ihrem Training herausholen wollen. Lass uns tiefer in die Thematik einsteigen.
Was macht Kettlebell Swings so besonders?
Mehrere Dinge heben den Kettlebell Swing von anderen Kraftübungen ab:
1. Er trainiert Kraft und Ausdauer gleichzeitig
Die meisten Übungen zielen entweder auf Kraft ab (wie schwere Squats) oder auf Ausdauer (wie Laufen). Der Kettlebell Swing kombiniert beides.
Führst du ihn mit moderatem Gewicht und hohem Tempo aus, bringt er deinen Puls nach oben – ähnlich wie bei hochintensivem Intervalltraining (HIIT). Gleichzeitig stärkt die ballistische Hüftbeuge-Bewegung Gesäß, hintere Oberschenkel, Core und Rücken.1
Das bedeutet: Schon ein oder zwei Einheiten pro Woche können mehrere einzelne Übungen ersetzen und bringen dir trotzdem ganzheitliche Ergebnisse. Außerdem ist der Swing eines der wenigen Ganzkörper-Workouts, das dein anaerobes und aerobes System gleichzeitig trainiert.
2. Skalierbar vom Fortgeschrittenen bis zum Profi
Während Anfänger den Kettlebell Swing mit Zeit und richtigem Training lernen können, ist er vor allem für alle spannend, die schon Trainingserfahrung haben. Er baut auf dem Hüftbeuge-Muster auf, das du auch bei Deadlifts, Power Cleans oder Sprüngen brauchst. Damit ist er extrem funktional und in vielen Sportarten hilfreich.
Hast du den Bewegungsablauf einmal gelernt, kannst du den Swing auf jedem Level nutzen – egal ob du mehr Power und Stabilität aufbauen oder einfach nur aktiver sein willst. Fortschritt hat dabei viele Gesichter: mehr Wiederholungen, schwerere Gewichte, einarmige Swings oder kürzere Pausen.
3. Gelenkschonend
Im Gegensatz zu Laufen, Springen oder plyometrischen Übungen sind Kettlebell Swings vergleichsweise schonend für die Gelenke. Wenn du sie sauber ausführst, wird die Kraft von den Muskeln der hinteren Kette aufgenommen – nicht von Knien oder Rücken. Das macht Swings zu einer guten Wahl für alle mit Gelenkproblemen oder für Athleten, die Verschleißerscheinungen reduzieren wollen.
Weil die Bewegung auf Muskelelastizität und kontrollierter Kraftentwicklung basiert und nicht auf harten Bodenkontakten, ist sie ein sicherer Weg, Kondition aufzubauen. Und das, ohne die Gelenke wie beim klassischen Ausdauertraining zu belasten.
4. Du bestimmst die Intensität
Wie anstrengend es wird, hast du selbst in der Hand (wortwörtlich). Je nachdem, wie kraftvoll du die Hüfte nach hinten und vorn bewegst und wie schnell du die Wiederholungen machst, desto intensiver wird es.
Du kannst Swings als kurze, explosive Power-Übung nutzen oder in längere Intervalle einbauen, bei denen der Fokus auf Atmung und Ausdauer liegt. Die Bewegung ist simpel, aber extrem vielseitig und passt sich jedem Ziel an.
5. Aktiviert den ganzen Körper
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Swing vor allem Gesäß und hintere Oberschenkel trainieren. In Wahrheit brauchst du dafür deinen ganzen Körper. Core, Latissimus, Schultern und sogar deine Griffkraft sind permanent aktiv, um das Schwungverhalten der Kettlebell zu kontrollieren.
Während sich die Kettlebell nach vorn bewegt, muss dein Körper ständig nachjustieren, um Balance und Kontrolle zu halten. Typisch für den Swing ist außerdem der ständige Wechsel zwischen Spannung und Entspannung – das gibt es so bei kaum einer anderen Übung.
Viele denken, dass beim Kettlebell Swing vor allem die Arme eine entscheidende Rolle spielen. In Wirklichkeit sind sie nur der „Haken”. Die wahre Power kommt aus der Hüfte und den Beinen. Dazu kommt: Weil du dich permanent gegen die Bewegung der Kettlebell stabilisieren musst, werden tiefe Stabilisationsmuskeln aktiviert – Muskeln, die im Maschinentraining oft zu kurz kommen.
2-armige vs. 1-armige Kettlebell Swings
Für die meisten ist der zweihändige Swing der beste Einstieg. Aber wenn du auf einarmige Swings umsteigst, wird es direkt komplexer und anspruchsvoller.
Beim einarmigen Swing zieht dich die Kettlebell nämlich leicht nach vorn und zur Seite. Damit du dich nicht verdrehst oder deine Form verlierst, müssen Core und Schultern deutlich mehr stabilisieren. Das macht einarmige Swings nicht nur zu einer Top-Übung für die hintere Kette, sondern auch zu einem starken Anti-Rotations-Training für den Rumpf.
Ein weiterer Vorteil? Griffkraft. Einarmige Swings fordern deinen Griff deutlich stärker, was perfekt für alle ist, die Hand- und Unterarmkraft aufbauen wollen. Fortgeschrittene können auch zwei Kettlebells gleichzeitig schwingen – das bedeutet noch mehr Gewicht und Herausforderung.
Wenn du in einem Workout zwischen zweiarmigen und einarmigen Varianten wechselst, bleibt das Training spannend. Und du deckst mehrere Aspekte von Kraft und Stabilität gleichzeitig ab.

Die richtige Gewicht wählen
Ein häufiger Fehler von Anfängern: Sie trainieren viel zu lange mit einem zu leichten Gewicht. Und überraschenderweise kann das Erlernen des Swings mit einem zu leichten Gewicht die richtige Ausführung erschweren.
Warum? Eine zu leichte Kettlebell gibt dir nicht genug Feedback, um den richtigen Rhythmus und den nötigen Hüftschwung zu lernen. Ideal ist ein mittleres Gewicht – schwer genug, um dich zu fordern, aber nicht so schwer, dass deine Form leidet.
Viele Coaches empfehlen zum Start 16 kg für Männer und 12 kg für Frauen. Aber natürlich hängt das von deiner Kraft und Erfahrung ab.
Hier kommt auch das Konzept von „Greasing the Groove” ins Spiel. Geprägt vom Kettlebell-Pionier Pavel Tsatsouline, bedeutet das: wenige Wiederholungen, dafür häufiger – über den Tag verteilt oder ein paar Mal die Woche. 2 Diese regelmäßige Belastung verbessert deine Technik, ohne dein Nervensystem komplett zu erschöpfen.
Mit einem mittleren Gewicht zu üben – ohne bis ans Limit zu gehen – bringt dich oft schneller zu einer sauberen Form als seltene, lange Einheiten. So vermeidest du als Anfänger auch unnötigen Stress für den Körper, vor allem für den unteren Rücken.
Der 100-Swings-am-Tag-Trend: Ist das sicher?
Es kursiert gerade ein Trend, vor allem online, bei dem du 100 Kettlebell Swings pro Tag machst – 30 Tage lang. Meistens aufgeteilt in 10 × 10 Wiederholungen mit kurzen Pausen. Ziel ist es, dranzubleiben und eine Routine zu entwickeln.
Mit sauberer Technik kann das tatsächlich sicher und effektiv sein. Du verinnerlichst die Bewegung, steigerst deine Ausdauer und machst Po- und Beinrückseite ordentlich stark. Zusätzlich hilft dir das tägliche Training, eine feste Gewohnheit aufzubauen – 30 Tage am Stück können deine Trainingsroutinen dauerhaft verändern.
Aber: Nicht jeder sollte direkt mit so einer intensiven Challenge starten. Wenn deine Swing-Technik noch nicht richtig sitzt, können 100 Wiederholungen jeden Tag schnell zu Überlastungen führen – vor allem im unteren Rücken oder in den Schultern. Deshalb: Meistere erst die Technik und steigere dich dann langsam.
Und denk an deine Erholungsphasen. Denn auch wenn Swings gelenkschonend sind, braucht dein Körper Zeit, sich anzupassen. Baue Mobilitätstraining, Ruhetage oder unterschiedliche Intensitäten in diese 30-Tage-Challenge ein. So bleibst du langfristig gesund, ohne auszubrennen.
Häufige Fragen zu Kettlebell Swings
Ist der Kettlebell Swing die beste Übung überhaupt?
Er ist auf jeden Fall eine der vielseitigsten Übungen. Keine Übung kann alles abdecken, aber der Swing kombiniert Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination wie kaum eine andere.
Sollte ich Kettlebell Swings vor oder nach einem Workout machen?
Das kommt auf dein Ziel drauf an. Wenn du sie als Warmup für Power oder Mobilität nutzt, dann mach sie vor dem Krafttraining. Nutzt du sie für Kondition oder HIIT, dann mach sie besser am Ende der Einheit. Sie sind auch perfekt für aktive Regenerationstage.
Wie verbessern Kettlebell Swings deinen Körper?
Swings trainieren die hintere Muskelkette, fördern explosive Hüftkraft, stärken den Core und verbessern die Ausdauer. Außerdem verbessern sie Griffkraft und Haltung – hilfreich für alles, vom Laufen bis zum schweren Heben.
Sind Kettlebell Swings ein Cardio-Workout?
Auf jeden Fall – besonders bei höheren Wiederholungen oder mit nur kurzen Pausen. Sie treiben den Puls nach oben und bauen anaerobe Ausdauer auf – perfekt für HIIT. Viele Athleten nutzen sie sogar als Ersatz für Sprints oder Ruderintervalle.3
Sind Kettlebell Swings schlecht für den Rücken?
Nicht, wenn du sie richtig machst. Im Gegenteil – sie können den unteren Rücken stärken und sogar Verletzungen vorbeugen. Der Schlüssel liegt in einer sauberen Hüftbeugung und darin, übermäßige Bewegungen der Wirbelsäule zu vermeiden.
Fehler wie mit den Armen zu ziehen oder in die Hocke zu gehen, können dagegen zu Überlastung führen. Ein qualifizierter Coach oder Video-Feedback kann dir helfen, sicher zu trainieren.
Noch mal in Kürze
Der Kettlebell Swing ist kein kurzlebiger Fitnesstrend – er ist eine zeitlose Übung mit echten Ergebnissen und vereint Kraft, Power und Kondition in einer einzigen fließenden Bewegung. Swings fordern Fokus, Koordination und den ganzen Körper, geben dir aber extrem viel zurück – bei minimalem Zeitaufwand.
Mit der richtigen Technik und Herangehensweise kann der Swing entweder das Herzstück deines Trainings sein oder eine starke Ergänzung dazu. Schon ein paar Minuten am Tag können verändern, wie du dich bewegst, fühlst und performst.
Literatur
[1] Lake, J. P., & Lauder, M. A. (2012). Kettlebell swing training improves maximal and explosive strength. Journal of Strength and Conditioning Research, 26(8), 2228–2233.
[2] Tsatsouline, P. (2006). Enter the kettlebell! Strength secret of the Soviet supermen. Dragon Door Publications.
[3] Jay, K., Frisch, D., Hansen, K., Kjer, J., Sjøgaard, G., & Andersen, L. L. (2011). Kettlebell training for musculoskeletal and cardiovascular health: a randomized controlled trial. Scandinavian Journal of Work, Environment & Health, 37(3), 196–203.