Greasing the Groove ist ein Trainingsprinzip, das deine Nervenbahnen erweitern, deine Kraft steigern und deine Skills bei bestimmten Exercises verbessern soll. Dabei führst du die Exercises in vielen Sätzen, aber mit wenigen Wiederholungen aus, damit deine Muskeln nie ganz ermüden. Tust du dir immer mit einer Exercise – z. B. Pullups – schwer? Dann ist Greasing the Groove genau der richtige Trainingsansatz für dich!
Hier erfährst du, warum.
Wie funktioniert Greasing the Groove?
Die Methode klingt simpel – ist aber äußerst effizient, wenn du sie konsequent durchziehst. Bei Greasing the Groove (GtG) ist das Motto: täglich öfter trainieren, aber nie bis an deine Grenzen. Statt wenige, intensive Sätze in einem Workout zu machen, stehen mehrere mit weniger Wiederholungen über den ganzen Tag auf dem Plan. So kannst du trainieren, ohne dich völlig zu verausgaben.
Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Fokussiere dich auf eine Exercise, in der du besser werden möchtest. Das sind häufig Pushups, Pullups, Dips, Handstands oder Pistol Squats, also Bodyweight-Exercises, die Kraft und Technik erfordern.
- Finde heraus, was dein Maximum an Wiederholungen ist. Beispiel: Schaffst du 10 Pullups, ist das dein Referenzwert.
- Starte mit 40–60% davon. In diesem Fall also 4–6 Wiederholungen pro Set. Achtung: Stoppe immer, bevor du an deine Grenzen gerätst.
- Zieh täglich mehrere Sätze durch – ideal sind 4–8 Sessions mit 15–60 Minuten Pause dazwischen. Regel Nr. 1: Trainiere häufig, ohne dich komplett auszupowern.
- Achte drauf, wie viele Wiederholungen du schaffst. Mach nach und nach immer mehr Wiederholungen – aber kein Stress, in der Ruhe liegt die Kraft. Beständigkeit ist wichtiger als Intensität.
Willst du z. B. deine Pushup-Skills verbessern? Dann mach fünf Wiederholungen, verteilt auf sechs Sessions pro Tag. Nach 1–2 Wochen erhöhst du auf sechs, dann sieben Wiederholungen pro Session und so weiter. Achte dabei drauf, dass du nie bis zur Erschöpfung trainierst.
Diese Methode ist ideal für alle, die eine Pullup-Stange daheim oder im Büro haben – oder zwischen Meetings schnell mal ein paar Pushups machen wollen. Aus mehreren Mini-Workouts wird so eine intensive Trainingssession, ganz ohne Überlastung.

Was bewirkt Greasing the Groove?
Bei den meisten Krafttrainingsprogrammen werden die Muskeln ermüdet bzw. bis zum vollständigen Muskelversagen beansprucht. Der Fokus liegt häufig auf progressiver Belastungssteigerung mit immer mehr Gewicht oder Sessions. GtG dreht das Spiel um. Hier dreht sich alles um neurologische Anpassung – dabei lernst du, eine Exercise effizient und konstant auszuführen.
Geprägt wurde der Begriff von Pavel Tsatsouline, einem ehemaligen Spezialkräfte-Trainer und dem Gründer von StrongFirst. Er erkannte: Kraft ist ein Skill, nicht nur eine Frage von Muskelmasse.
In seinem wegweisenden Buch The Naked Warrior (2003) stellte er GtG als eine Methode vor, mit der sich dieser Skill durch viele, mäßig intensive Wiederholungen aufs nächste Level bringen lässt. Es ist genau wie bei Musikern, die Tonleitern üben, oder Profisportlern, die ihre Technik perfektionieren: Regelmäßige Wiederholung bringt mehr Fortschritt als ab und zu Vollgas.1
Die Methode basiert auf ein paar simplen neurologischen Fakten:
- Neurologische Effizienz führt zu mehr Kraft. Dein Nervensystem bestimmt, wann und wie deine Muskeln arbeiten. Gerade bei anspruchsvollen Exercises bringt dir eine saubere Koordination Kraftzuwachs, ohne mehr Masse zuzulegen.
- Beständigkeit macht den Meister. Je öfter du eine Exercise mit richtiger Technik durchführst, desto leichter wird sie dir fallen.
- Muskelermüdung hindert Fortschritt. Wenn deine Muskeln fit sind, begünstigt das effektive Bewegungsmuster. Trainierst du mit ermüdeten Muskeln, kann sich eine schlechte Technik einschleifen und das Verletzungsrisiko steigen.
Und ja: Studien bestätigen das Ganze. Wenn du mit Krafttraining loslegst, entsteht der meiste Fortschritt aus neurologischer Anpassung – nicht aus Muskelwachstum. Du steigerst deine Effizienz, Koordination und beanspruchst zur richtigen Zeit die richtigen Muskelfasern.

Das Ergebnis?
Du willst wissen, was dir GtG konkret bringt?
Im Laufe der Zeit: mehr Kraft und Ausdauer und eine bessere Technik – ganz ohne Muskelkater oder Erschöpfung wie bei herkömmlichen Workouts. Beispiel: Viele Free Athletes steigern sich mit der GtG-Methode von fünf Pullups auf 12–15 in nur einem Monat.
Und zwar ganz ohne Muskelmasse aufzubauen – besonders vorteilhaft für Kampfsportler und -sportlerinnen, Turner und Turnerinnen, Kletterbegeisterte oder alle, die auf relative Kraft (Kraft im Verhältnis zum Körpergewicht) setzen. Und weil du bei dieser Methode nicht bis zur völligen Erschöpfung trainierst, vermeidest du verzögerten Muskelkater (DOMS), Burnout und Verletzungen.
Laut Tsatsouline gilt: Kraft entsteht nicht nur durch Muskeln. Ein Nervensystem, das Muskeln effizient beansprucht, ist genauso wichtig. GtG ist seine perfekte Methode zum Trainieren des Nervensystems, ohne sich zu sehr zu verausgaben.
Ben Greenfield, ein Biohacker und Fitnesscoach, schaffte mit GtG den Sprung von fünf auf 15 Pullups. Wie? Immer, wenn er durch seine Bürotür ging, machte er einige Wiederholungen der Exercise an der installierten Pullup-Stange. Er ist zwar nie ins Schwitzen gekommen – aber die Beständigkeit hat sich trotzdem ausgezahlt.
Wann eignet sich die GtG-Methode?
Mit Greasing the Groove kannst du effektiv trainieren, wenn Folgendes zutrifft:
- Du möchtest einen Skill verbessern. Calisthenics-Exercises wie Pullups, Dips, Pistols oder Handstands eignen sich am besten.
- Du trittst beim klassischen Training auf der Stelle. Schon lange keinen Fortschritt mehr gemacht? GtG bringt dich wieder auf Erfolgskurs – ohne dass du deine ganze Routine umkrempeln musst.
- Du hast wenig Zeit. Vergiss 60-Minuten-Sessions – mit GtG kannst du dein Training einfach über den Tag verteilen.
- Du willst deine relative Kraft steigern. Besonders nützlich bei Sportarten, bei denen es auf die Gewichtsklasse ankommt.
- Du legst nach einer Verletzung wieder mit dem Training los. GtG eignet sich für einen schrittweisen Wiedereinstieg – ganz ohne Überlastung.

Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
So einfach das Ganze auch ist – diese häufigen Fehler können dich ausbremsen oder sogar zurückwerfen:
- Du trainierst bis zum Muskelversagen. Bei GtG ist es nicht das Ziel, an deine Grenzen zu kommen. Wenn du dich voll auspowerst, werden nicht nur deine Muskeln müde – auch deine Technik leidet darunter. Das wollen wir nicht!
- Deine Technik ist schlecht. Du führst die Exercise oft durch. Darum kann eine unsaubere Technik schnell mal zur Gewohnheit werden. Achte bei jeder Wiederholung auf eine effiziente Ausführung und die richtige Technik.
- Du mutest dir zu früh zu viel zu. Wenn du zu schnell mehr Wiederholungen durchziehst, riskierst du Verletzungen durch Überlastung. Ein langsamer, stetiger Fortschritt ist das A und O.
- Du erholst dich nicht richtig. Auch mäßig intensive Workouts sind anstrengend. Gönn dir 1–2 trainingsfreie Tage pro Woche. Insbesondere, wenn du deinen Fokus auf mehr als eine Exercise legst.
- Du achtest nicht darauf, wie viele Wiederholungen du schaffst. Ohne Protokoll hast du keinen Überblick über deinen Fortschritt und kannst nicht einschätzen, wann es an der Zeit für mehr Wiederholungen oder Sätze ist.
Beispiel-Wochenplan
Angenommen, du schaffst maximal 20 Pushups. Dann würdest du bei 50% (10 Wiederholungen pro Session) starten:
Tag | Sessions | Wiederholungen pro Session | Wiederholungen insgesamt |
Montag | 6 | 10 | 60 |
Dienstag | 7 | 10 | 70 |
Mittwoch | 6 | 11 | 66 |
Donnerstag | 7 | 11 | 77 |
Freitag | 8 | 12 | 96 |
Samstag | 5 | 10 | 50 |
Sonntag | 0 | Erholung | 0 |
Ab der zweiten Woche kannst du langsam mehr Wiederholungen oder Sessions einbauen – je nachdem, wie dein Körper reagiert.

Das sagt die Wissenschaft
Mehrere Studien zeigen: Newbies oder Free Athletes, die wieder ins Training einsteigen, gewinnen anfangs vor allem Kraft durch neurologische Anpassung. Laut Zatsiorsky und Kraemer (2006) ist der Kraftzuwachs in den ersten Wochen insbesondere auf verbesserte Koordination, Muskelsynchronisation und das reibungslose Zusammenspiel der Muskeln zurückzuführen.2
Vieles spricht dafür, dass mehrere kurze Sessions mehr Fortschritt bringen als ein einziges langes Workout. Das GtG-Trainingsmodell, bei dem Sessions auf den ganzen Tag verteilt sind, ermöglicht Wiederholungen mit mehr Power, besserer Technik und eine langfristigere Koordination zwischen Nerven und Muskeln.
Die Neurowissenschaft zeigt ebenfalls, dass häufige, saubere Wiederholungen die Myelinisierung (Prozess, bei dem Nervenbahnen stärker und effizienter werden) begünstigen. Kurz gesagt: Genau darum geht's bei GtG.
Noch mal in Kürze
Greasing the Groove ist keine fancy Trainingsmethode. „Klatschnass geschwitzt“ und „übler Muskelkater“? Fremdwörter. Aber wenn du am Ball bleibst, ist Erfolg garantiert: Du baust mehr Kraft auf und die härteste Exercise wird zum Kinderspiel. So kannst du eine ruhige Souveränität gewinnen, die dir zu mehr Selbstvertrauen und Beständigkeit im Training verhilft.
Egal ob es um deinen allerersten Pullup geht oder du Handstands optimieren möchtest – mit GtG kannst du auf smarte, nachhaltige und wissenschaftlich fundierte Weise Erfolge erzielen. Bei GtG gilt: Kraft ist ein Skill. Also: trainiere häufig, achte auf die richtige Technik und bleib dran. Dann bringst du diesen Skill in null Komma nichts aufs nächste Level!
Literatur
[1] Tsatsouline, P. (2003). The Naked Warrior. Dragon Door Publications.
[2] Zatsiorsky, V. M., & Kraemer, W. J. (2006). Science and Practice of Strength Training (2nd ed.). Human Kinetics.