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Die Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Gewicht und Fitnesszielen

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Dr. Sayyada:

In einer Welt, die von Social Media und Filtern dominiert wird, sind Bilder von Models und Influencerinnen mit perfekt geformten Körpern allgegenwärtig, genauso wie die unzähligen Diättrends und Apps, die uns dabei helfen sollen, schnell abzunehmen. Dieses Umfeld hat einen negativen Einfluss auf uns, unseren Körper und unser Verhältnis zu Fitness und Wohlbefinden.

Wie können wir dieses Verhältnis wieder normalisieren? Zunächst sollten wir uns auf Fakten fokussieren und klarstellen, worum es beim Thema Gesundheit wirklich geht. Achtung, Spoiler: Dein Gewicht oder der Body-Mass-Index (BMI) stehen dabei nicht im Mittelpunkt. Wenn wir das erst einmal verstehen, können wir uns eher gesunde Ziele für unseren Körper setzen, welche uns eine langfristige und nachhaltige Fitnessroutine ermöglichen. Wir sollten damit aufhören, uns die ganze Zeit mit anderen und den unrealistischen Vorstellungen der Gesellschaft zu vergleichen, die gar nichts mit Gesundheit zu tun haben.

In diesem Artikel erfährst du, wie Gewicht und BMI in der Medizin verwendet werden und welche anderen Faktoren für einen gesunden Körper entscheidend sind. Außerdem möchten wir dir ein paar Ideen an die Hand geben, die dir dabei helfen können, dich nicht mehr aufgrund deines Gewichts verrückt zu machen.

Wieso Gewicht und BMI alleine nichts über deine Gesundheit aussagen

In der heutigen Zeit wird Schlanksein und ein Gewicht innerhalb eines „guten” Bereichs oder BMIs als Zeichen von Gesundheit angesehen, während Übergewicht sofort mit ungesunden Verhaltensweisen und Erkrankungen in Verbindung gesetzt wird. Aber so einfach ist es nicht.

Was ist der Body-Mass-Index (BMI)?

Der BMI ermittelt anhand deines Gewichts und deiner Größe, ob dein Gewicht als „gesund” bezeichnet werden kann. Die Formel, die dahintersteckt, teilt das Gewicht eines Erwachsenen in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat.

Bei den meisten Erwachsenen liegt ein gesunder BMI im Bereich zwischen 18,5 und 24,9. Werte unter 18,5 werden als Untergewicht und über 25 als Übergewicht erachtet, wobei eine Person mit einem BMI von über 30 als fettleibig eingestuft wird[1].

Unter gewissen Umständen kann die Berechnung des BMIs durchaus nützlich sein. Beispielsweise ist es besser, den BMI zu berücksichtigen als ausschließlich das Gewicht, da dieses alleine relativ sein kann. Ein 1,80 Meter großer Mann und eine 1,50 Meter große Frau können zum Beispiel gleich viel wiegen, obwohl ihre Körperformen ganz unterschiedlich sind.

Wieso der BMI nicht der perfekte Maßstab ist

Es ist wichtig, zu beachten, dass Fettleibigkeit mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Diabetes vom Typ 2, Herzerkrankungen, Schlaganfällen und einigen Krebsarten in Verbindung gesetzt wird[2], allerdings berücksichtigt der BMI nicht, woraus sich das Gewicht zusammensetzt, und genau das ist der Punkt.

Dein Gewicht setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, einschließlich Muskelmasse, Knochendichte und weiteren Werten der Körperzusammensetzung wie Bauchfett und Unterhautfettgewebe. Außerdem bezieht der BMI weder Geschlecht noch andere körperliche Kriterien mit ein.

Was heißt das nun genau? Das bedeutet, dass muskulöse Athleten einen BMI haben können, der laut Definition in den Bereich von Übergewicht fällt, während umgekehrt Menschen mit wenig Muskelmasse und einem „normalen” Verhältnis zwischen Gewicht und Größe gesundheitliche Schwierigkeiten haben können, die nicht gesund sind.

Tatsächlich hat eine Studie gezeigt, dass fast 30% aller Menschen, die gemäß BMI ein gesundes Gewicht haben, trotzdem mindestens einen Risikofaktor für Herzerkrankungen aufweisen, wie z. B. erhöhten Blutdruck, einen hohen Blutzuckerspiegel oder einen erhöhten Cholesterinwert. Diese Ergebnisse fielen bei Teilnehmern anderer ethnischer Zugehörigkeit sogar noch höher aus. Die Schlussfolgerung der Studie war daher, dass ein BMI im Normalbereich nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt.[3]

Anders gesagt: Du kannst einen normalen BMI haben und trotzdem ungesund sein, während jemand anderes mit einem BMI aus dem Bereich „Übergewicht” kerngesund ist. Besonders kompliziert wird es, wenn du dir einen bestimmten BMI als Ziel für deine Fitness setzt, da du möglicherweise Fett verlierst und Muskeln aufbaust. Du bemerkst vielleicht bereits in den ersten Wochen Veränderungen an deinem Körper, obwohl dein Gewicht und dein BMI diese nicht widerspiegeln. Deine Körperzusammensetzung ist jetzt aber definitiv gesünder.

Der BMI kann also als nützlicher Richtwert dienen, allerdings mehr aus der Perspektive der gesamten Bevölkerung als für eine einzelne Person[4]. Aber wenn Gewicht und BMI nichts über die Gesundheit aussagen, wie kann man Fitness dann messen?

Ist das Messen des Hüftumfangs aussagekräftiger?

Der Hüftumfang ermittelt das Fettgewebe im Bereich deiner Körpermitte und ist ein guter Indikator für Bauchfett (unsichtbares Fett, das deine Organe umgibt). Dieses sogenannte „Viszeralfett” ist besonders wichtig, da es direkt mit dem Risiko für Diabetes zusammenhängt und mit einem hohen Cholesterinspiegel sowie einem erhöhten Blutdruck in Verbindung gebracht wird[5]. Dennoch ist auch diese Methode nicht das Gelbe vom Ei.

Welche anderen Anzeichen für Gesundheit sind wichtig?

Größe und Gewicht sind Faktoren, die sofort für jeden ersichtlich sind. Aus diesem Grund machen wir uns auf der Grundlage von Stereotypen schnell ein Urteil über die Gesundheit von anderen. Auch wenn gewichtsbezogene Kennzahlen wie BMI und Hüftumfang nützlich sein können, sagt das Gewicht alleine nicht viel über den Gesundheitszustand aus.

Deshalb sollten wir andere Gesundheitsparameter in Betracht ziehen, die nicht gleich erkennbar sind, wie z. B. Blutdruck (idealerweise zwischen 90/60mmHg und 120/80mmHg), Cholesterinspiegel (am besten tiefes LDL und hohes HDL) oder den Blutzuckerwert.

Regelmäßige körperliche Bewegung kann ALLE diese Messgrößen verbessern, weshalb du langfristig gesünder bleibst.

Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass auch unsere Gene eine Rolle spielen. Wenn in deiner Familie Fälle von hohem Blutdruck, Cholesterinspiegel oder Diabetes vorgekommen sind, kann eine Untersuchung durch deinen Hausarzt sicherlich nicht schaden. Falls du weißt, dass in deiner Familie gesundheitliche Probleme ein Thema sind, wird Fitness umso wichtiger. Du hast zwar keinen Einfluss auf deine Gene, aber ein gesunder Lebensstil kann sich durchaus positiv auswirken.

Es geht beim Sport also nicht nur ums Abnehmen?

Nein. Regelmäßige körperliche Bewegung bringt jede Menge gesundheitlicher Vorteile mit sich, z. B. ein geringeres Risiko für Herzinfarkt, Diabetes vom Typ 2 und einige Krebsarten. Fitness kann darüber hinaus den Blutdruck sowie den Cholesterinspiegel senken, für gesündere Knochen und Muskeln sorgen und unsere geistige Gesundheit positiv beeinflussen. Wir fühlen uns erfüllter und energiegeladener, was wiederum unsere Laune und Schlafqualität verbessert.

Die Knochendichte ist besonders wichtig für Frauen nach den Wechseljahren, da sie in dieser Lebensphase sinkt und es zu brüchigeren Knochen kommen kann (Osteopenie oder Osteoporose). Sport kann zu robusteren Knochen beitragen und bewirkt gleichzeitig, dass Knochen und Sehnen stark bleiben und dadurch Knochenbrüchen vorbeugen.

Ohne ganzheitlichen Ansatz gehts nicht

Wir verlassen uns häufig auf bestimmte Methoden, um unseren Gesundheitszustand zu verstehen, aber eigentlich ist Wohlbefinden ein ziemlich komplexes Konzept. Um unsere Gesundheit zu definieren, müssen wir körperliches und geistiges Wohlergehen sowie einige der bereits genannten Kennzahlen berücksichtigen.

In einer Welt, in der wir alle jeden Moment unseres Alltags messen und erfassen, sei es die Anzahl Schritte, Wachstunden oder die Kalorienzufuhr, sollten wir uns daran erinnern, dass Gesundheit weit über jegliche Zahlen hinausgeht.

Daher müssen wir unsere Fitness und unser Wohlbefinden ganzheitlich und nachhaltig angehen. Einmalige Diäten, extremes Training oder Abnehmen sind nicht der Schlüssel zum Glück, nur weil die Gesellschaft uns vorschreibt, wie wir auszusehen haben. Das allgemeine Schönheitsideal ist ein Trugschluss und kein Anzeichen für Gesundheit.

Versuche, stattdessen auf deinen Körper zu hören und ihn zu verstehen sowie gesunde Verhaltensweisen zu etablieren, die langfristig umsetzbar sind, wie z. B. regelmäßiger Sport, eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Entspannung, genügend Schlaf und Verzicht auf Ungesundes (wie Alkohol oder Rauchen). Kümmere dich um deine geistige Gesundheit – damit erreichst du bald eine gesündere und glücklichere Version von dir selbst!

Neue Fitnessziele

Da Fettleibigkeit dein Wohlbefinden beeinträchtigen kann, kann Abnehmen ein logisches Ziel für dich sein. Wenn du gemeinsam mit deinem Arzt entscheidest, dass du aufgrund deiner Gesundheit ein paar Kilo verlieren möchtest oder einen anderen BMI anstrebst, dann denk daran, dass es sich dabei um ein langfristiges Ziel handelt, dass du nur Schritt für Schritt erreichen kannst. Du kannst beispielsweise versuchen, zwei Kilo monatlich abzunehmen, während du gleichzeitig andere Gewohnheiten für einen gesunden Lifestyle umsetzt.

Konzentriere dich dabei auch auf andere Ziele, um dich zu motivieren und deine Fortschritte zu messen, und verzichte darauf, dich jeden Tag auf die Waage zu stellen oder dich auf dein Körperbild und dein Gewicht zu versteifen.

Die folgenden Beispiele sind auch ideal, wenn du die Entwicklung deines Körpers mitverfolgen möchtest, ohne dich ständig zu vermessen oder zu wiegen.

  1. Versuche, eine immer längere Strecke in einem ordentlichen Tempo zu laufen, ohne eine Pause zu machen. Tippe hier für eine Hybrid Training Journey mit Lauftraining vom Coach.
  2. Versuche, leichtere Varianten einer Exercise durch die anspruchsvollere Option zu ersetzen, z. B. Knee Pushups durch Pushups oder sogar One-Handed Pushups.
  3. Versuche dich an anspruchsvollen Übungen, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie schaffst, z. B. Pullups. Für dieses und das 2. hier aufgelistete Ziel kannst du dir das Feature zur Skill Verbesserung vom Coach zunutze machen.
  4. Wähle ein Götter-Workout, das du monatlich wiederholst, und behalte im Auge, wie du deine PB jedes Mal verbesserst oder sogar anspruchsvollere Götter-Workouts durchführen kannst. Die beliebteste Göttin bei Freeletics ist Athena. Nimms mal mit ihr auf und stelle dir eine Erinnerung, um das Training zu wiederholen, oder überlass dem Coach das Denken – genau aus diesem Grund weist er dir während deiner Training Journey nämlich Götter-Workouts zu.
  5. Und am wichtigsten: Wie fühlst du dich in deiner Haut? Beobachte, wie deine Energie oder Schlafqualität sich verändern, je nachdem, ob du trainierst oder nicht. Im Laufe deiner Umstellung hin zu einem gesünderen Lebensstil kannst du vielleicht positive Veränderungen feststellen, die dich zum Weitermachen motivieren.

Möchtest du dir weitere Ziele setzen, die nichts mit deiner körperlichen Verfassung zu tun haben? Nächste Woche spricht unsere Expertin @thehappiologist in unserer Serie zum Freeletics Frauenmonat darüber, welche Vorteile regelmäßiges Workout auf die Psyche haben kann und welche anderen Fitnessziele sinnvoll sein können.

PROFIL
Dr. Sayyada Mawji ist Allgemeinmedizinerin in London und Expertin für Gesundheit und Wohlbefinden. Sie widmet sich mit großer Leidenschaft der Stärkung des Gesundheitsbewusstseins, wobei ihr besonderes Interesse der weiblichen und psychischen Gesundheit gilt. Zudem setzt sie sich gegen Fehlinformationen im Internet ein. Dr. Sayyada schreibt regelmäßig Beiträge für nationale und internationale Medien, ist TEDx Speakerin und als Gesundheitsexpertin Teil des Women's Health Magazine Panel. Für ihr Engagement im Bereich Gesundheit wurde sie mit dem Professional Woman Award 2021 ausgezeichnet. Dr. Sayyada setzt sich außerdem intensiv für internationale Hilfsprojekte ein und reist leidenschaftlich gern. Folge ihr auf Instagram: @doctorsayyada

LITERATUR

[1] https://www.nhs.uk/common-heal...

[2] https://www.nhs.uk/conditions/...

[3] Cardiometabolic Abnormalities Among Normal-Weight Persons From Five Racial/Ethnic Groups in the United States A Cross-sectional Analysis of Two Cohort Studies - Unjali P. Gujral, PhD, Eric Vittinghoff, PhD, Morgana Mongraw-Chaffin, PhD, Dhananjay Vaidya, PhD, Namratha R. Kandula, MD, MPH, Matthew Allison, MD, MPH, Jeffrey Carr, MD, Kiang Liu, PhD, K.M. Venkat Narayan, MD, Alka M. Kanaya, MD

[4] Do we need to think beyond BMI for estimating population-level health risks? Mark A. Green,

[5] https://www.bhf.org.uk/informa...