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Der Mann und sein Spiegelbild: Wie sich das männliche Körperbild verändert

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Gesellschaftliche Idealvorstellungen davon, wie Männer aussehen sollten, um als attraktiv zu gelten, sind nichts Neues. Diese Ideale gibt es schon seit Jahrtausenden.

Aber wie Professor Christian Strobel kürzlich in einem Podcast mit Freeletics CEO Daniel Sobhani sagte, „verändert sich das typische Männerbild zurzeit extrem”.

Und wenn wir nicht aufpassen und die Gesellschaft unser ideales Äußeres definieren lassen, ohne kontrolliert darauf einzuwirken, kann das immer größere Nachteile mit sich bringen.

Klar, viele von uns hätten nichts dagegen, wie Ryan Gosling auszusehen oder einen Waschbrettbauch wie Arnold Schwarzenegger zu haben. Aber leider ist das nicht sehr realistisch. Und auch wenn uns das rational klar ist, kann es trotzdem einen negativen Einfluss ausüben – von Unzufriedenheit bis hin zur Depression, Essstörung oder Schlimmerem.

Negatives Selbstbild

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden 300 Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren gebeten, entweder Bilder von Männern in voller Bekleidung, Männern ohne T-Shirt oder Kontrollbilder von Landschaften anzuschauen, die von denselben Influencern geteilt wurden. Daraufhin wurden sie gefragt, welche Gefühle die Fotos bei ihnen auslösten. Dabei zeigte sich, dass diejenigen, die sich Fotos von Männern mit nacktem Oberkörper oder sichtbaren Muskeln angesehen hatten, sich weniger zufrieden mit ihrem Körper fühlten.1

Eine Studie der britischen Mental Health Foundation ergab, dass 11% der Männer in Großbritannien bereits Selbstmordgedanken in Verbindung mit ihrem Körperbild hatten (Mental Health Foundation, 2019).2

Wichtig ist zu beachten, dass es für einige zwar möglich ist, sich einen erstaunlich gestählten Body zu erarbeiten. Für viele von uns ist es aber schlauer, die Erwartungen etwas herunterzuschrauben.

Essstörungen

Während Männer in der Vergangenheit deutlich seltener von Problemen wie Essstörungen oder Fitnesssucht im Zusammenhang mit dem Streben nach ihrem Wunschkörper berichteten als Frauen, gibt es diese Probleme doch – und sie werden immer größer.

Beispielsweise hat es allein in Großbritannien in den fünf Jahren bis 2018 einen Anstieg der ins Krankenhaus eingelieferten Männer im Alter von 10 bis 24 Jahren gegeben. Die Zahl stieg von 151 auf 190 Einlieferungen.3 Andere Studien haben ergeben, dass 10% der Magersucht- und Bulimie-Patienten männlich sind.4 Eine weitere Studie aus dem Jahr 2007 fand hingegen heraus, dass sogar ein Viertel aller Magersucht- und Bulimie-Fälle männliche Patienten betreffen.5

Diese Statistiken sind besonders schockierend, weil man Essstörungen in der Vergangenheit eher Frauen zugeschrieben hat.

Heißt das jetzt also, wir sollten alle aufgeben und uns einfach mit dem Bierbauch abfinden? Nein. Aber jeder von uns sollte definitiv anfangen, darüber nachzudenken, was „ideal” eigentlich für uns bedeutet. Wir sollten in unseren Körper hineinhorchen, verstehen, was für uns realistisch ist, und darauf aufbauend individuelle Ziele und Standards setzen.

Auf den eigenen Körper hören

Diese negativen Entwicklungen zeigen, dass immer mehr Männer die Zeichen ihres Körpers überhören oder ignorieren. Es kann zum Beispiel passieren, dass wir beim Training zu weit gehen und dabei körperliche Signale wie Hunger oder Schmerzen ignorieren. Aber wenn wir nicht mehr auf unseren Körper hören, riskieren wir unsere Gesundheit.

Genau wie Essstörungen kann auch eine Sucht, wie Fitness- oder Steroidsucht, Männer in einen Teufelskreis bringen. Einige trainieren vielleicht übermäßig viel, um ihre Kalorienzufuhr zu kompensieren, während andere um jeden Preis Gewicht verlieren oder ihr Aussehen verändern wollen.2

Auf diese Verhaltensweisen sollten wir bei uns selbst besonders achten, um zu erkennen, ab wann sie problematisch werden. Es ist wichtig, dass wir auf unseren Körper hören und auf seine Bedürfnisse eingehen, anstatt rücksichtslos Ideale zu verfolgen, die unserer Gesundheit schaden können.

Egal, ob du Muskeln aufbauen oder Gewicht verlieren willst: Wichtig ist, dass du alle damit verbundenen Faktoren kennst, damit du deine Ziele erreichen kannst. Gesunde Ernährung und Fitness sollten nicht zu Fanatismus werden. Stattdessen solltest du alle Kosten abwägen und darüber nachdenken, wie das nachhaltige Bild eines „fitten” oder „gesunden” Körpers für dich aussehen könnte.

Fit werden mit Selbstliebe

Es ist ganz normal, sich von Promis oder professionellen Sportlern zu deinen Fitnesszielen inspirieren zu lassen. Sei trotzdem auf der Hut, wenn du dich mit anderen vergleichst. Die Wahrheit ist doch: Wir sind alle einzigartig und statt zu versuchen, der „idealen” Version einer anderen Person zu entsprechen, sollten wir alle danach streben, zu unserer individuellen, besten Version zu werden – und währenddessen unser Äußeres feiern und schätzen.

Letztlich führt der Weg zu echtem Wohlbefinden nicht über das Spiegelbild eines anderen. Vielmehr geht es darum, dass du dich voll auf deine eigene Reise zu einem gesünderen, glücklicheren Ich einlässt – eine Reise, die komplett einzigartig ist, wie auch immer sie für dich aussehen mag.

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Literatur

  1. Tiggemann, M., & Anderberg, I. (2020). Muscles and bare chests on Instagram: The effect of Influencers' fashion and fitspiration images on men's body image. Body image, 35, 237–244. https://doi.org/10.1016/j.bodyim.2020.10.001
  2. Mental Health Foundation. (2019). Millions of men in the UK affected by body image issues – Mental Health Foundation survey. Available at: https://www.mentalhealth.org.uk/about-us/news/millions-men-uk-affected-body-image-issues-mental-health-foundation-survey
  3. Thompson, D. (2012). Boys and men get eating disorders too. Trends in Urology and Men’s Health
  4. Weltzin, T, E., Weisensel, N., Franczyk, D., Burnett, K.,Klitx,, C & Bean, P. (2005). Eating disorders in men: Update. Journal of Men’s Health and Gender: 2, 186-193.
  5. Hudson, J. I., Hiripi, E., Pope, H. G., Jr, & Kessler, R. C. (2007). The prevalence and correlates of eating disorders in the National Comorbidity Survey Replication. Biological psychiatry, 61(3), 348–358. https://doi.org/10.1016/j.biopsych.2006.03.040